Fahrtenwoche 2007

8 Familien mit ihren H-Booten sind vom 21. bis 27. Juli 2007 auf Flottenfahrt

Viel Wind, Sonne und Regen, gute Kameradschaft und frohe Stunden erlebten die Besatzungen der acht teilnehmenden H-Boote während der Fahrtenwoche 2007 auf dem westlichen Teil des Bodensees und im Ueberlingersee. Ruth und Jürg Bollier hatten für die Woche vom 21. bis 28. Juli 2007 ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt und vorbereitet.

Es segelten mit:

Sie segelten mit.
Ruth und Jürg Bollier
Bajazzo, SUI 508
Valerie und Fritz Bräker
Aquarita, SUI 496
 
Renate und Stephan Heilmann
Felicitas, GER 80
Lore und Sigi Kletschke
Sicalo, GER 48
Angela Oexle und Willi Langbein
Arlene, GER 767
Ursula und Walter Lüthi
onaona, SUI 521
Franz Wirth und Heiner Wurms
Ikarus, GER 179
Franz Wirth und Heiner Wurms
Ikarus, GER 179

Samstag, 21. Juli

Start in Konstanz

Wenig Wind, aber Gewitter ist angesagt am Bodensee, während alle Teilnehmer dem Konstanzer Yachtclub zustreben. Valerie und Fritz haben mit der Aquarita bereits eine Woche auf dem Bodensee gekreuzt. Mich hat in den Ferien im Engadin die Meldung von Christian Schillings Tod aufgeschreckt. So beginnt die Woche am Bodensee mit der traurigen Beerdigung in Altnau. Schon am Morgen haben Ursula und ich die onaona in ein Fahrtenschiff verwandelt: Was da alles hineinpasst – vom Chemie-WC über die Stromkabel bis zum Kocher und der Kühlbox – mindestens 5 cm tiefer liegt das HBoot am Schluss der Packerei.

Im Garten des KYC kann Jürg die Mannschaften begrüssen — von Stephans H-Boot-Fanfare begleitet – versteht sich. Dass der Bodensee von Valerie mit Slip und Becher bereits beschenkt worden sei, erfahren wir beim Apéro, während der Himmel über der Seepromenade dunkler wird und die Lichter der Stadt heller über die Bucht blinken. Alle freuen sich auf die kommenden Tage. Jürg hat uns für Sonntag im Bodensee-Yachtclub Ueberlingen angemeldet. Das ist am nächsten Nachmittag unser Ziel. Jetzt können alle in die Kojen schlüpfen. Ursula und ich fahren im Auto um die Bucht und geniessen noch einmal die Betten zuhause.

Sonntag, 22. Juli

Konstanz – Ueberlingen

Nach einem wunderbaren Segeltörn von Bottighofen nach Ludwigshafen und zurück nach Ueberlingen weist uns Renate im Hafen ein. Auf dem Steuerleuteschiff bei Stephans gekühltem Bier wollen alle genau wissen, wann und wie die onaona denn den Hafen Bottighofen verlassen hätte. Alle waren der Meinung, Ursula und ich hätten vor Bottighofen erst die Parade der H-Boot-Flotte abnehmen sollen. Weil wir das nicht wussten, haben Ursula und ich dann den ganzen Nachmittag umsonst nach den andern Booten Ausschau gehalten. Wir waren offenbar zu früh aus dem Heimathafen geschlüpft.

Stephan hat es bereits doppelt erwischt: Zuerst am Vorabend beim Bier in Konstanz, dann auf dem See, wo der Aussenborder den Geist aufgab. Franz und Heiner haben auf der Ikarus eine „Grossfall-Fresserklemme“ entdeckt. Locker geht es dann trotzdem zu im Clubrestaurant.

Gerhard Fuchs und Claus Keferstein heissen die Fahrtensegler mit Apéro vom Feinsten willkommen. Essen und trinken auf der Terrasse lassen den Abend kurz werden.

Montag, 23. Juli

Ueberlingen – Ludwigshafen

Für Reparaturen empfiehlt Stephan seine Agnes in Wallhausen. Also muss für Montagmorgen für die Fahrt dorthin und für das dazugehörige Bier Zeit eingeplant werden. Sehr schwierig wäre es für Stephan, alle unsere Ratschläge unter ein Dach zu bringen.

Die Bordfrauen lockt eher ein Einkaufsbummel in Ueberlingen. Unser Ziel Ludwigshafen im Westen des Sees ist gesteckt. Ich will segeln; die schwache Brise lockt mich mit der onaona aufs Wasser, doch erweist sich die Segelei mit drehenden Windchen und hohen Temperaturen als kompliziert. Ein „Sonnenschirm über-Bord-Manöver“ lehrt mich, den Schirm an Bord zu sichern. Baden kann man an diesem Nachmittag ausgiebig.

Auch die Havaristen treffen am Abend nach dem Umweg über Wallhausen in Ludwigshafen ein. Stephan hat an seinem H-Boot einen riesigen Ersatzmotor montiert. Kaum liegen unsere Schiffe gut vertäut und geschützt vor der angesagten Gewitterfront an der Mole vor dem Hafenmeisterschuppen, machen wir uns auf den Weg zum empfohlenen Gasthaus Krone. Das ist für Seglerbeine recht lang. Das Oelzeug können wir in den ersten Schauern bereits gebrauchen. Das Essen entschädigt für die Strapazen. Die, die lange genug in der Beiz ausharren, erreichen auf dem Rückweg zum See das Schiff trocken. Die ganze Nacht trommeln Regenböen aufs Deck.

Dienstag, 24. Juli

Ludwigshafen – Meersburg

Es ist nicht erstaunlich, dass die Sturmwarnung läuft. Schwarze Haufen treibt der Wind vor sich her. Immer wieder muss man vor dem waagrecht gepeitschten Nass fliehen. Wir sind nicht die einzigen Unschlüssigen, die mit dem Auslaufen zögern. Neue Wetterprognosen werden eingeholt oder aufgestellt. Gegen Mittag zieht eine weitere Sturmfront auf. Wir wagen, auf der Rückseite und mit Wind raumschots aus SSW in
Richtung Meersburg auszulaufen.

Das wird eine beeindruckende Rauschefahrt:

12.55h Start vor Ludwigshafen
13.15h Sipplingen querab
13.45h Ueberlingen querab
14.15h Fährelinie
14.45h Einlaufen im Waschplätzlehafen Meersburg

Stephans Austauschmotor versucht beim Einlaufen die Unterwassermethode. Unser Trompeter fischt ihn behände aus dem Wasser. Allen gelingt die Einfahrt mit den hohen Wellen. Im Hafen herrscht ein Tohuwabohu vor dem Kran, da 2 Dickschiffe dort quer liegen und alle Liegeplätze versperren. Der Hafenmeister taucht trotz freiem Tag auf und ordnet mit sanftem Ton. Um 16.45h liegen alle gut versorgt, während der Wind immer noch in den Wanten pfeift.

Uns kümmert es nicht mehr. Beherrschend ist der Hunger, der im Hotel an reservierter Tafel aufs Beste gestillt wird. Die Aussicht vom Rauchertisch auf der Terrasse über den Bodensee Richtung Schweizerberge ist beeindruckend, auch ohne Berge dank der dramatischen Wolken. Zufrieden nach einem wunderbaren Segeltag und froh, den Strapazen entronnen zu sein, kuscheln wir uns in die Kojen.

Mittwoch, 25. Juli

Meersburg – Güttingen

Der angesagte kalte Morgen ist nicht so kalt, dass Ruth nicht doch schwimmen geht. Die Wolken haben sich verzogen, der Wind ist mässig. Nichts hindert uns heute auszulaufen und Kurs Güttingen abzustecken. Stephan und Renate müssen mit dem Ersatzmotor in den Heimathafen Staad zurück, da ihr Törn auf dem Wasser leider zu Ende ist und die Arbeit ruft. Viel zu früh steht die onaona vor der Hafeneinfahrt am Schweizerufer. Bei diesen Segelbedingungen ziehen wir kurz entschlossen vorbei, segeln bis Romanshorn und unter Spi zurück.

Der Güttinger Hafenmeister Heinz Schnell hat alle Plätze für uns bereit. Markus und Ursula Neff stossen an diesem Abend zu uns und werden die weiteren Tage mitsegeln. Renate und Stephan sind mit dem Auto um den See herum gefahren und haben gleich Hanno Gillmann mitgebracht. Hörbi Brüllmann, sowie Marco und Ruth Zanotelli, die ihre H-Boote im Hafen Güttingen liegen haben, gesellen sich auch zur Runde. H-Boot-Geschichten werden aufgetischt, werden zahlreicher und länger: Seemannsgarn.
Bald steigt der Duft des Wattinger-Grills in die Nase. Das Gespräch wird leiser, weil es halt schmeckt. Jürg hat sich letztes Jahr gut gemerkt, dass alle begeistert waren und den Starkoch nochmals eingeflogen. Das Fest steigt, und am Ende packt Stephan die Trompete aus. Zum letzten Mal für
diese Woche lauschen wir seinen Klängen. Mischt sich da bereits eine Prise Wehmut ein? Er bläst das Ständchen für Willis Geburtstag ausnahmsweise schon heute und verabschiedet sich damit.

Donnerstag, 26. Juli

Güttingen – Immenstaad

Willi hat Geburtstag. Und ihn kann man morgens schlecht überraschen. Obwohl alle schon um 8.00 h verabredet sind, also in aller Herrgottsfrühe, ist er bereits bei der Morgentoilette. Als das Geburtstagskind frisch geschniegelt und gebürstet erscheint, können wir das einstudierte Ständchen halten und die Überraschungsgeschenke präsentieren.

Die Blumensträusschen (aus Nachbars Garten?) schmücken die gemeinsame Frühstückstafel vor dem Clubhaus. Kaffee gibt es vom Hafenmeister und Brötchen vom Grillabend und vom Beck. Fritz schaut extrem ins tiefe Hafenwasser, bevor er sich zur Runde gesellt.

Niemand beeilt sich heute, da es gemütlich duftet und kein Wind Anstalten macht, den Duft zu verwehen. Auf Schleichwegen pirschen wir anschliessend in Richtung Immenstaad. In der Seemitte ist die Geduld der Eifrigsten zu Ende. Nach erfrischendem Bad kommt der freundliche Helfer am Heck zu Hilfe. Im Hafen Immenstaad sind die reservierten Plätze belegt. Wir kennen das ja bereits von Meersburg. Zwei Stunden später liegen trotzdem alle Boote gut vertäut in Lücken bereit für eine ruhige Nacht. H-Boote haben auch dort Platz, wo Seglerkollegen meinen, es gehe nichts mehr – guten Willen und Kameradschaft vorausgesetzt.

Valerie und Fritz führen uns ins Restaurant Schiff, wo die Bedienung mit Umsicht und Kompetenz hervorragend für unser Wohl sorgt. Auf dem Landesteg steigt nach Einbruch der Dunkelheit als letzte Überraschung für Willi ein Feuerwerk.

Freitag, 27. Juli

Immenstaad – Romanshorn

Regen und starker Wind weckt mich um 6.00 h. Da kann ich mich getrost zur andern Seite drehen. Das wird ja nichts Rechtes heute. Weit gefehlt! Um 10.00 h laufen wir bei abflauendem Starkwind aus NW aus. Der Himmel klart auf. Bereits 10.50 h liegen wir vor Romanshorn und ziehen mit ca. 4 Bft gleich weiter seeaufwärts. Wir halten nach Markus und Ursula Ausschau, welche ihr Boot in den Heimathafen segeln. Vor Rorschach beim Springbrunnen luven wir an und kreuzen bei herrlichem Wind und Sonnenschein auf nach Romanshorn.

Nach 15.00 h laufen wir ein. Top-Service empfängt uns: Der Hafenmeister hat die reservierten Plätze mit Tafeln gekennzeichnet. Wir liegen alle beisammen am Steg. Die gesparte Zeit dürfen wir mit Thedy Schmid in seinem 6er „La Différence“ auf einem Schnuppertörn geniessen.

Wir fühlen das Prickeln im Bauch, als wir ohne Motor mit diesem Superrenner unter Spi in den Hafen einlaufen und sauber zwischen den Dalben festmachen. Das Erlebnis rundet den Tag ab und ist ein weiteres Thema am anschliessenden Apéro, der in der „Mole“ von Valerie und Fritz spendiert wird. Markus und Ursula treffen auch wieder ein, und gemeinsam ziehen wir zum „Inseli“, wo wir nach langem Warten auf das vorzüglich gekochte Abendessen den letzten Abend geniessen.

Samstag, 28. Juli

Abschied in Romanshorn

Viele legen beim Auswassern der Aquarita vom Vierwaldstättersee Hand an. „Aha, so kann man das auch lösen“, denkt sich der eine oder andere Steuermann bei der Vorbereitung unter dem Kran, beim Mastlegen, beim Festzurren.

Kein Problem: Ein H-Boot lässt sich ohne Schwierigkeiten auf einen Hänger verladen und Hunderte von Kilometern zu fernen Gewässern ziehen.

Der Bodensee hat uns dieses Jahr einmal mehr gezeigt, welche Stimmungen, Landschaften und Menschen seinen ausserordentlichen Ruf als Ferienlandschaft begründen.
Jürg und Ruth sind solche Menschen, die mit ihrer Vorbereitungsarbeit zu unserem Glück massgeblich beigetragen haben. Herzlichen Dank euch beiden. Mit gemischten Gefühlen nehmen wir Abschied.

Wir möchten uns so gerne versichern, dass es ein Wiedersehen gibt.

Walter Lüthi, SUI 521 onaona

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